Mythen über Stechmücken – Was wirklich stimmt und was nicht

Andrea Hofmann

Mythen über Stechmücken – Was wirklich stimmt und was nicht

Sommerzeit ist Mückenzeit. Kaum werden die Abende länger und wärmer, summt es wieder um unsere Ohren – und nicht selten endet das in juckenden Stichen. Rund um die kleinen Blutsauger kursieren zahlreiche Mythen. Einige davon halten sich hartnäckig, obwohl sie wissenschaftlich längst widerlegt sind. Wir klären auf, was wirklich dran ist an den bekanntesten Mücken-Mythen.

Mythos 1: Menschen mit „süßem Blut“ werden öfter gestochen

Falsch. Der Begriff „süßes Blut“ ist reiner Aberglaube. Ob und wie oft jemand von Mücken gestochen wird, hängt nicht vom Zuckergehalt im Blut ab. Tatsächlich spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle: Kohlenstoffdioxid (CO₂), Körperwärme und bestimmte Körpergerüche.

„CO₂ ist das Lockmittel Nummer eins“, erklärt Dr. Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung. Mücken erschnüffeln ihre Opfer also über deren Atemluft. Besonders anfällig sind Schwangere und Menschen mit höherem Körpergewicht, da sie mehr CO₂ ausatmen und oft auch eine höhere Körpertemperatur haben – beides macht sie zu bevorzugten Zielen.

Mythos 2: Mücken werden betrunken, wenn sie betrunkene Menschen stechen

Eher unwahrscheinlich. Während Fruchtfliegen nach dem Genuss vergorener Früchte einen Rausch erleben können, ist dieses Phänomen bei Mücken bislang nicht nachgewiesen. Die Vorstellung, dass Mücken durch das Stechen eines alkoholisierten Menschen betrunken werden, ist also eher ein Trugschluss.

Im Gegenteil: Alkohol macht Menschen für Mücken attraktiver. Der Konsum erhöht die Körpertemperatur und Durchblutung, erweitert die Gefäße und verstärkt das Schwitzen – alles Faktoren, die Mücken anziehen. Wer also glaubt, sich mit ein paar Bier vor Mücken zu „rächen“, erreicht oft das Gegenteil.

Mythos 3: In Deutschland sind Mücken harmlos

Nicht ganz richtig. Zwar übertragen die heimischen Mückenarten im Vergleich zu ihren tropischen Verwandten deutlich seltener gefährliche Krankheiten, aber auch hierzulande gibt es mittlerweile Risiken. Das West-Nil-Virus ist längst in Deutschland angekommen, vor allem im Osten der Bundesrepublik. In den meisten Fällen verläuft die Infektion mild oder unbemerkt, doch bei etwa einem Prozent der Betroffenen kann sie schwerwiegende neurologische Symptome auslösen.

Mythos 4: Knoblauch hält Mücken fern

Teilweise richtig. Mücken mögen den Geruch von Knoblauch tatsächlich nicht besonders. Allerdings bringt es nichts, Knoblauch zu essen – der Geruch wirkt nicht stark genug über die Haut. Effektiver sind ätherische Öle wie Zimt-, Nelken- oder Pfefferminzöl, die für kurze Zeit abschreckend wirken können. Was Duftkerzen, Pflanzen und Co. angeht, kann man ein bisschen ausprobieren. Einen zuverlässigen Schutz bieten diese Mittel allerdings nur eingeschränkt und oft nur kurzfristig.

Mythos 5: Spucke hilft gegen Juckreiz

Nicht wirklich. Wenn eine Mücke zusticht, gibt sie Speichel in die Wunde ab, der die Blutgerinnung hemmt – und gleichzeitig eine Abwehrreaktion im Körper auslöst. Das Histamin, das dabei freigesetzt wird, verursacht Juckreiz und Schwellung.

Spucke kann den Stich etwas kühlen, was kurzfristig lindernd wirkt. Sie ist aber kein wirksames Heilmittel – und birgt zudem ein Infektionsrisiko. Besser: Kühlen mit Eis, spezielle Gele mit Antihistaminika oder Hitzestifte, die das Juckreiz verursachende Protein zerstören. Bei starken Reaktionen können auch Cremes mit Hydrokortison helfen.

Mythos 6: Ultraschall vertreibt Mücken

Wenig überzeugend. Zahlreiche Geräte und Apps versprechen, Mücken durch hochfrequente Töne fernzuhalten. Doch Studien zeigen: Ultraschall hat keine belegbare Wirkung auf Stechmücken. In Versuchen ließen sich die Tiere davon nicht beeindrucken.

Effektiver sind mechanische Schutzmaßnahmen wie Fliegengitter, saubere Bettwäsche (um Schweißrückstände zu vermeiden) oder Repellents, also Insektenschutzmittel. Auch lange Kleidung bietet zuverlässigen Schutz – und ist oft einfacher und günstiger als technische Spielereien.

Mythos 7: Mücken ernähren sich von Blut

Nur teilweise wahr. Die Vorstellung, dass Mücken wie Vampire leben, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. In Wirklichkeit ernähren sich Mücken überwiegend von Nektar und Pflanzensäften.

Nur die Weibchen benötigen für die Eiablage eine Blutmahlzeit, um an wichtige Eiweiße zu gelangen. Das erklärt, warum nur weibliche Mücken stechen – und warum sie Menschen dabei häufig als Wirt nutzen.

Wissen schützt besser als Mythen

Viele Vorstellungen über Mücken beruhen auf Halbwissen oder alten Geschichten. Wer sich wirksam vor Stichen schützen möchte, sollte sich auf wissenschaftlich belegte Methoden verlassen: Fliegengitter, Repellents, lange Kleidung und das Vermeiden von Alkohol gehören zu den effektivsten Strategien. Und wenn es doch mal juckt – Finger weg und lieber kühlen oder medizinisch behandeln.

Andrea Hofmann

Andrea Hoffmann ist stolze Mutter zweier Kinder. Neben ihrem Vollzeitjob als Mutter hat Andrea bereits über 100 Produkttest veröffentlicht. In der wenigen Freizeit fährt sie gerne Inline Skates.

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